Wer entscheidet über medizinische Behandlung – Arzt oder Patient?

Ist es wirklich ein „entweder“ „oder“? Ja, über medizinische Behandlung ent­scheidet entweder der Arzt oder der Patient. Es kommt aber darauf an, über welchen Teil der Behandlung entschieden wird.

Die Frage, ob eine Behandlung medizinisch richtig oder falsch ist bzw. welche Maßnahme (Untersuchung, Medikament, Operation etc.) zum Einsatz kommt – das entscheidet, nach objektiven Kriterien, immer der Arzt, der auch die Verantwortung dafür trägt. Die Indikation für eine Maßnahme bestimmt er aufgrund von medizinischem Wissen gepaart mit ärztlicher Erfahrung, die er schon seit seiner Ausbildung sammelt. Voraussetzungen, die der Patient nicht mitbringt.

Ob der ärztliche Rat aber befolgt oder abgelehnt wird, das entscheidet (indem er sein Selbstbestimmungsrecht wahrnimmt), nach subjektiven Kriterien, immer der Patient, der natürlich auch die Verantwortung für seine persönliche Entscheidung zu tragen hat. Der aufgeklärte, mündige Patient entscheidet aufgrund seiner Biographie und der Gesamtheit seiner Erfahrungen, die er im Leben gemacht hat. Voraussetzungen, die wiederum der Arzt nicht hat. Tagtäglich lehnen Millionen von Patienten ärztlichen Rat ab, z.B. wenn er lautet: Alkohol-, Nikotin- oder Drogenabstinenz, Reduktion von Übergewicht, Vermeiden von Sonneneinwirkung, ausgewogene Ernährung, gesunder Lebensstil, Stressabbau, Gesundenunter­suchung, Routinekontrolle wie Mammographie oder beim Urologen, wenn das verordnete Medikament zwar besorgt, aber nicht geschluckt wird, aber auch Impfverweigerer lehnen ärztlichen Rat bewusst ab. Bis auf ganz wenige Ausnahmen darf auch niemand gegen seinen Willen zu einer Therapie gezwungen werden.

Deshalb entscheidet nur entweder der Arzt oder der Patient. Es kann also gar keine gemeinsam getroffene Entscheidung geben. Insbesondere dann nicht, wenn sich Patientenwille und medizinischer Sachverstand diametral gegenüber stehen, wie das z.B. bei einer Patientenverfügung der Fall ist (anderenfalls es ja keiner Patientenverfügung bedarf).

Selbstbestimmung kann jahrelange Pflegebedürftigkeit im Alter verhindern

Die EU-Kommission hat am 23.11.16 in „Health at a Glance: Europe 2016“ u.a. mitgeteilt, dass ca. 50 Mio. Menschen in der EU chronisch krank sind.

Selbstbestimmung kann jahrelange Pflegebedürftigkeit im Alter verhindern

Solange man in Gesundheit altert, ist Pflegebedürftigkeit gar kein Thema. Hat jemanden aber ein Akutereignis getroffen oder haben chronische Krankheiten zu Pflegebedürftigkeit geführt, dann lässt sich meist nichts mehr dagegen tun, jahrelang ein Pflegefall zu bleiben.

In weiten Teilen der Bevölkerung bestehen aber Skepsis und deutliche Vorbehalte gegen gewisse medizinische Fortschritte. Für den Fall, dass sie im Alter pflegebedürftig sein sollten, wollen 61 % der 16 – 29 Jährigen nicht, dass mit allen Mitteln ver­sucht wird ihr Leben zu verlängern. Im Alter von 60+ geben sogar 85 % der Befragten dieselbe Antwort (Quelle: Roland Rechtsreport 2016 S 34). Ein Faktum, das die big player im Gesundheits- und Pflegemarkt (Pharma, Medizintechnik, Spitals- und Pflegeheimbetreiber, sowie öffentliche und private Versicherer) derzeit noch ignorieren.

Ein straffes rechtliches Regelwerk legt fest, wie Ärzte bei medizinischen Behandlungen vorzugehen haben (ABGB, ASVG, ÄG, KAG, PatVG, Strafrecht, Berufsethik, Behandlungsleitlinien etc.). Trotzdem bleibt es immer dem Patient überlassen, ob er einer Behandlung zustimmt oder ob er sie ablehnt. Keine einfache Entscheidung, der aber immer größer werdende Bedeutung zukommt.

Wer als Pflegefall nicht jahrelang vom System am Leben erhalten werden will, muss medizinisch mögliche, lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen. Denn Fortschritte in der Medizin, höhere Lebenserwartung und Zunahme von chronischen Krankheiten im hohen Lebensalter führen zu immer längerer Dauer von Alterspflegebedürftigkeit.

Man fragt sich, kann ich heute verhindern später jahrelang ein Pflegefall zu sein? Wer einen Pflege­fall und die damit verbundenen Probleme aus der Nähe sieht, erkennt dass für diesen Fall selbst seine notarielle Patientenverfügung unwirksam ist (vgl. :In der Schmitten). Es ist ja weder ethisch zu rechtfertigen, noch ist es ohne Weiteres gesetzlich erlaubt, das Erfüllen solch eines Wunsches von anderen zu verlangen.

Selbstbestimmung ist der Schlüssel dazu, am Ende des Lebens ohne Schmerzen und langes Siechtum auszukommen. Wer kein Pflegefall sein will, muss einerseits herausfinden welches seiner Medikamente den natürlichen Verlauf hinauszögert oder welche sonstige moderne medizinische Maßnahme das Schicksal bekämpft. Andererseits muss man wissen, ab wann man welche dieser ärztlichen Empfehlungen ablehnt.

PFLEGEFALLTOOL hilft dabei. Es schafft mündige Patienten und macht deren Willen gleichzeitig zur Patientenverfügung, ohne dass sie dafür medizinisches Wissen oder einen Notar brauchen.

Weil diese komplexe und anspruchsvolle Thematik nur schwer mit Worten zu erklären ist, kann man PFLEGEFALLTOOL entweder in der kostenlosen Demo-Version ansehen, oder in der Vollversion um € 10,– kennen lernen. Um diesen Preis bekommt man das nach den persönlichen Antworten berechnete Ergebnis für 2 ärztlich empfohlene Behandlungen der eigenen Wahl.

so viele Medikamente

Muss ich alle diese Medikamente schlucken?

Was bedeutet diese Frage, die Ärzte oft von Patienten hören, wenn sie mehrere Medikamente nehmen?

Die Frage sollte der Patient eigentlich sich selbst stellen – und nicht dem Arzt, denn jeder Patient weiß, dass ihm ein Medikament verordnet wird, um seinen Gesundheitszustand zu verbessern oder seine Leiden zu lindern. Also handelt es sich bei der Frage nicht um die Vermutung des Patienten, dass es ihm besser gehen wird, wenn er das eine oder andere Medikament weglässt.

Stellt ein Patient beim regelmäßigen ärztlichen small-talk diese Frage, so hat sie auch nichts mit „Aufklärung“ zu tun, denn sein Recht aufgeklärt zu werden, hat der Patient hoffentlich ja jedes Mal wahrgenommen, bevor er begonnen hat, eines seiner Medikamente zu schlucken.

Steht ein finanzieller Grund hinter dieser Frage, dann kann es ja nur um Rezeptgebühren für die Medikamente gehen, nachdem die meisten Medikamente von den Krankenkassen bezahlt werden. Welcher Patient ist aber nicht bereit die Rezeptgebühr zu bezahlen, wenn er damit sein Wohlbefinden erkaufen kann?

Da in westlichen Gesundheitssystemen die wahren Medikamentenkosten dem Patient nicht bekannt sind, wird es wohl auch nicht der Aufwand sein, den er dem Sozialversicherungsträger als Patient ersparen möchte. Denn wäre es die Finanzierbarkeit des Systems, die dem Patient Sorge bereitet, dann hätte er sich schon viele Gedanken über die von ihm eigentlich zu erbringende Eigenverantwortung gemacht.

Hinter der Frage „muss ich alle diese Medikamente schlucken?“, die besser heißen sollte „will ich wirklich all diese Medikamente schlucken?“, steht womöglich der Wunsch des Patienten, sein Leben nicht künstlich zu verlängern – auch nicht durch Medikamente.

Welcher Arzt hat bei dieser Frage schon versucht, den wahren Grund dafür herauszufinden?

Demenz und Pflegebedürftigkeit im Alter

Beide Themen, Demenz und Pflegebedürftigkeit im Alter, können jeden von uns treffen. Deshalb ist es nie zu früh sich zu überlegen: Was werde ich von meiner Familie verlangen oder erwarten?

Im Internet gibt es reichlich Information zu Demenz. Man findet den aktuellen Stand der Wissenschaft, Theorien der Entstehung, man erfährt über die Herausforderung des 21. Jahrhunderts, über nationale Demenzstrategien, über verschiedene Wohnmöglichkeiten für Demenzkranke, oder welche Medikamente es heute gibt, die das Fortschreiten dementieller Erkrankungen verlangsamen sollen. Man erfährt über Anzeichen für das Früherkennen von Alzheimer-Demenz. Man findet sogar Ratschläge, wie man sich davor schützen kann, an Demenz zu erkranken. Dazu zählen auch Statistiken, die belegen, dass vor Demenz schützt, wenn man auf gewisse Ernährung achtet, und geistig und körperlich aktiv bleibt. Auch für Pflegebedürftigkeit im Alter wegen körperlichen Abbaus findet man Information, z.B. über Pflegegeld oder über 24-h-Betreuung.

Weil sich gut daran verdienen lässt, je länger alte, geschwächte, wehrlose Menschen und deren Familien leiden, scheint es, als sind Informationen nur darauf ausgerichtet, das Milliardengeschäft im Gesundheitsmarkt und im Pflegebereich in Schwung zu halten und weiter anzukurbeln.

Weshalb sonst fehlen Ratschläge für Gesunde, wie man sich selbst auf Pflegebedürftigkeit im Alter vorbereitet oder wie mit der Entwicklung umzugehen ist, dass es immer mehr Möglichkeiten und Gründe dafür gibt, selbst Hochbetagte künstlich am Leben zu erhalten – ohne eine Besserung des objektiven Gesundheitszustandes oder zumindest des subjektiven Befindens erreichen zu können. Wann und wie man sich gegen paternalistisches Verhalten von Ärzten, Gutachtern und „besorgten“ Angehörigen wehrt.

Mit Patientenverfügungen kann man zwar medizinische Maßnahmen ablehnen, die das Leben künstlich verlängern, aber niemand garantiert, dass auch umgesetzt wird was in einer Patientenverfügung formuliert ist. Anstatt zumindest die Patientenverfügung von öffentlicher Seite zu propagieren sind die bürokratischen Hürden zur Errichtung einer Patientenverfügung in Österreich so hoch, dass viele davon Abstand nehmen. In Österreich haben nur ca. 5 % der Bevölkerung eine Patientenverfügung, während bereits 28 % der Deutschen eine Patientenverfügung errichtet haben und die Zahl jährlich um ca. 2,6 % ansteigt.

Ich kann zwar weder gleich viel noch gleich lautstark informieren wie das offiziellen Stellen möglich ist, aber in der Xing-Gruppe mit dem Namen „Demenz und Pflegebedürftigkeit im Alter“ will ich den Meinungsaustausch von mündigen „noch-nicht“ Patienten moderieren, die sich mit dem Thema Patientenverfügung beschäftigen möchten. Ich will so versuchen das zuvor beschriebene Manko etwas auszugleichen. Man kann sich dort informieren ohne gleich in Pessimismus zu verfallen.