Viele Angehörige kennen vielleicht den Unterschied zwischen vergesslich und verwirrt, sie unterscheiden aber nicht präzise genug, wenn sie dem Arzt über den geistigen Zustand des Patienten berichten.
Vergesslich bedeutet, Dinge oder Ereignisse zu vergessen. Dabei macht es einen Unterschied ob jemand eine Telefonnummer nicht kennt, oder vergisst wo er die Schlüssel hingelegt hat. Beide Beispiele sind wahrlich nicht als krankhaft einzustufen. Das „passiert auch ganz Gesunden“.
Von harmloser Vergesslichkeit sind merkliche Gedächtnisstörungen abzugrenzen, die (im allgemeinen zuerst) das Kurzzeitgedächtnis und (später auch) das Langzeitgedächtnis betreffen. Für die grobe Klassifizierung genügt die Unterscheidung in Ereignisse, die vor relativ kurzer Zeit (Tage bis Stunden) geschehen sind und solche die sich vor langer Zeit (vor Jahren, Arbeitswelt, Kindheit etc.) zugetragen haben.
Verwirrt bedeutet, örtlich, zeitlich, situativ und/oder zur Person nicht mehr orientiert zu sein.
Örtlich desorientiert ist, wer nicht weiß wo er sich befindet. Damit ist nicht gemeint, ob er weiß in welchem Spital er ist, sondern er weiß nicht ob er bei sich zuhause, im Spital, bei den Kindern, im Elternhaus (bei den längst verstorbenen Eltern) etc. ist.
Zeitlich desorientiert ist jemand, der den Bezug zu Tageszeiten, Jahreszeiten und zu Jahren verloren hat. Wenn jemand bei seinem eintönigen Tagesablauf nicht weiß ob heute Dienstag oder Mittwoch ist, oder wenn er das genaue Datum nicht angeben kann, bedeutet das noch nicht, dass er zeitlich desorientiert wäre.
Situativ desorientiert ist, wer seine Situation nicht richtig einschätzen kann. Besteht ein bettlägeriger Pflegefall darauf oder glaubt er ernsthaft (wieder) wandern zu gehen, dann ist anzunehmen, dass er situativ nicht mehr orientiert ist.
Zur Person ist jemand nicht mehr orientiert, wenn er nicht mehr weiß wer er ist, bzw. wenn er (bei gutem Gehör) nicht darauf reagiert sofern man ihn mit seinem Namen anspricht.
Neben Vergesslichkeit und Verwirrtheit können aber z. B. anfangs kaum wahrzunehmende, aber langsam und stetig fortschreitende geistige Veränderungen, zur totalen Wesensänderung einer Person führen, so dass Angehörige eines Tages kaum glauben können, dass der Vater heute ein und dieselbe Person ist, die er vor vielen Jahren war.
Tipp: Lassen Sie Veränderungen bei einem älteren Mensch lieber einmal „zuviel“ von einem Arzt beurteilen,
und versuchen Sie dabei präzise Angaben zu machen, ohne aber Fachvokabular zu verwenden. (vgl. Zustandsbilder, keine Diagnosen)