Altern ist – genau wie das Alter selbst – keine Krankheit, sondern ein ganz natürliches Geschehen im Leben eines Menschen. Altern ist ein Prozeß, der bei jedem Mensch unterschiedlich verläuft. Deshalb sollte man schon einen geriatrisch tätigen Arzt aufsuchen, sobald sich erste Zeichen des Alterns einstellen.
Langsam – ohne daß der Patient bewußt realisiert älter zu werden – kommt es zu Gewichtszunahme, die Beweglichkeit nimmt ab, gelegentlich treten sexuelle Probleme auf, der Geist wird träger, das Gedächtnis funktioniert nicht mehr ganz so wie früher, das Schlafbedürfnis ändert sich usw.
Oft sind Kopfschmerzen, innere Unruhe, Schwindelgefühle, allgemeines Unbehagen oder ähnliche Beschwerden Grund für ernste Besorgnis und man geht zu verschiedenen Ärzten. In Wirklichkeit aber steht bloß das harmlose Nachlassen der Sehkraft dahinter – der Patient braucht eine Lesebrille.
Zusätzlich kommen von außen Dinge auf den älter werdenden Mensch zu: die Pensionierung (naht); man kann mit dem technischen Fortschritt nicht mehr Schritt halten; der Freundes-/Bekanntenkreis wird kleiner weil man aus dem Arbeitsleben ausgeschieden ist und weil man mit zunehmendem Alter feststellen muß, daß immer mehr Gleichaltrige sterben.
Diese Zeichen oder Fingerzeige des Lebens werden vielleicht wahrgenommen aber nicht richtig gedeutet und auch nicht richtig verarbeitet. Nicht nur das betroffene Individuum selbst ignoriert die Veränderungen liebend gerne und betreibt Vogel-Strauss-Politik. Auch der Staat bzw. die Gesellschaft schauen weg, um die demographischen Veränderungen nicht zu sehen. So erkennt man keine geänderten Bedürfnisse mit denen man sich auseinander setzen muss und man braucht auch keine grundlegend neuen Lösungsansätze für die Versorgung der immer größer werdenden Zahl der pflegebedürftigen Menschen zu suchen. Geriatrie kennt die Probleme des Alters, spricht sie an und lehrt Patiententen und Angehörige damit umzugehen. Anstatt sich mit der Realität zu beschäftigen, ziehen es manche Menschen aber vor, gegen vieles und für manches die eine oder die andere Tablette zu schlucken. Jedenfalls glauben sie, das wäre die bequemere Lösung.
Erst die nächste, auch für den Laien merkliche und eindeutige organische Veränderung die ihn stört und die er „unsichtbar“ repariert haben möchte, führt ihn wieder zum Arzt – das Gehör hat nachgelassen. Selbstverständlich braucht es auch die Diagnose durch den HNO-Arzt und den Einsatz von technischen Hörgeräten – und gut, dass es sie gibt. Aber wenn die begleitenden geriatrischen Gespräche ausbleiben, wird das Hörgerät meist in eine Lade gelegt und wird nicht eingesetzt. Die Folgen aus diesem Manko werden sich er viel später zeigen, wenn sich die Hörkraft noch weiter verschlechtert hat, der alte Mensch sich schon zurückgezogen hat, und auch am Familienleben (infolge Kommunikationsmangel) keinen Anteil mehr nimmt. Dann aber wird sich der alte Mensch nicht mehr an das Hörgerät gewöhnen können.
Tipp: Anstatt zu eigenen Erklärungen und zu Selbstmedikation zu greifen, lieber einmal mehr den Geriater um Rat fragen.